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Jedes Unternehmen hat seine Geschichte(n)
Sie stehen für den größten Teil der deutschen Industrie, sind Jobmotor und Beschäftigungswunder: die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie. Sie und ihre Mitarbeiter sind das Herz der deutschen Wirtschaft.
Die Unternehmen der M+E-Branche sind als die deutsche Schlüsselindustrie Garant für den Wohlstand in unserem Land. Sie sind Ausbildungsbank und Ideenschmiede, schaffen Chancen und bieten Sicherheit.
Keine andere Branche in Deutschland hat eine vergleichbare Bedeutung für Wachstum und Wohlstand in unserem Land. Die M+E-Unternehmen produzieren Technik für die ganze Welt –Tag für Tag, mit hochmodernen, sicheren und gut bezahlten Arbeitsplätzen. Neun von zehn der 3,7 Millionen Arbeitsplätze der Branche in Deutschland sind unbefristete Vollzeitstellen. Wir sind stolz auf unsere Produkte, auf die Leistung unserer Mitarbeiter, auf den Ruf unserer Branche. Wer etwas leisten will, ist bei uns willkommen, egal wer, egal woher. Für uns ist Arbeit nicht nur unser täglich Brot - sie hält unseren Puls am Schlagen. Wir bejahen internationalen Wettbewerb, denn wir sind überzeugt, dass sich die Qualität unserer Produkte weltweit durchsetzt.
Auf diesen Seiten stellen wir Projekte und Entwicklungen aus Unternehmen unserer Branche im Saarland vor.
Herges fördert Internationalität
Bei Herges im Saarland arbeiten Menschen aus vielen Nationen. Mit den Multikulti-Fachkräften beugt das Unternehmen dem demografischen Wandel vor.
Wolfgang Herges kennt seine Leute, er weiß, wo sie herkommen und wie es dort aussieht. Für den Geschäftsführer einer Stahlbaufirma mit 60 Beschäftigen aus dem beschaulichen Sankt Ingbert, im beschaulichen Saarland, scheint das auch keine besondere Herausforderung. Spannend wird es erst, wenn man erfährt, dass die Mitarbeiter aus 12 Nationen und von drei Kontinenten stammen. „Erdkunde, oder besser gesagt Länderkunde“, erklärt Herges, „ist mein Hobby und gehört gleichzeitig zu meinem Beruf. Und jeder neue Mitarbeiter aus einem fremden Land ist für mich ein Stück Weiterbildung.Da informiert er sich dann am Schreibtisch, liest Bücher, schaut Filme oder spricht mit den Mitarbeitern über ihre Heimatländer. Ein Metallbauer aus Kasachstan erzählt ihm von den unendlichen Weiten dieses riesigen Landes. Ein Schweißer aus Angola schwärmt von der Schönheit der einstigen Kornkammer Afrikas – und schildert die Folgen des langen Bürgerkriegs und den Schrecken der Landminen, die ganze Regionen unbewohnbar gemacht haben. Herges weiß, wie der Mann über Kinshasa, die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, nach Deutschland gelangt ist, und wie es seiner Familie geht. „Der Austausch ist nicht nur spannend“, sagt der Saarländer, „sondern schweißt uns im wahrsten Sinne des Wortes im Betrieb auch zusammen.“
Absichern gegen den demografischen Wandel
Die Nationenvielfalt ist aber mehr als ein Hobby des Chefs. Sie ist notwendig für die Zukunft. Die Vielfalt helfe dabei, sagt Wolfgang Herges, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Manfred führt, „dass wir für die demografische Herausforderung gewappnet sind, die das Saarland stärker trifft als die meisten anderen Bundesländer“. Außerdem gingen die Produkte der Herges Stahl- und Blechbau GmbH in die ganze Welt, da sei es nur konsequent, wenn auch die Mitarbeiter von überall kämen. „Ob Angola oder Russland, Marokko oder aus der Türkei ist für uns sekundär“, betont der Geschäftsführer. „Die Menschen müssen gerne und gut arbeiten, offen für einen kameradschaftlichen Umgang unter Kollegen sein und sie sollten deutsch sprechen können. Ohne letzteres geht es nun mal nicht.“ In einem Betrieb, der Stahl- und Blechkonstruktionen für die Industrie fast ausschließlich in Einzelfertig schweißt, ist die Kommunikation „eine Grundvoraussetzung für eine sinnvolle und produktive Zusammenarbeit“. Doch das sei eigentlich kein Problem, weil „die Leute in der Regel schneller Deutsch lernen als man anfänglich glaubt“.
Ein weiterer Bereich, in dem sich Herges der demografischen Herausforderung stellt, ist die betriebliche Ausbildung. Seit Jahren liegt die Ausbildungsquote bei rund 20 Prozent, mit aktuell 14 Azubis sogar deutlich darüber. Das ist im Vergleich zum Branchendurchschnitt extrem hoch. „Wir sahen in der Ausbildung junger Menschen von jeher eine Investition in die Zukunft unseres Unternehmens und auch in die Zukunft unseres Landes“, sagt Herges. Indem der Betrieb deutlich über Bedarf ausbildet, bleiben die Besten im Unternehmen, und auch jene, die es nicht schaffen, können mit ihrem Ausbildungsniveau auf dem Arbeitsmarkt bestehen. „Dass dabei auch junge Leute eine Chance bekommen, die in der Großindustrie keine solche Möglichkeit erhalten, darin sehen wir auch eine soziale Verpflichtung“, sagt Wolfgang Herges.
Ausgebildet werden im Unternehmen vor allem Metallbauer, teilweise mit der Zusatzqualifikation zum Schweißer. Da brauche man keine theoretischen Asse, meint der Firmenchef, sondern vor allem „gute und solide Praktiker“. Ihm sei völlig egal, welche Hautfarbe oder Nationalität ein Lehrling habe. „Ich versuche die auszuwählen, die zu uns passen. Unabhängig davon, woher sie kommen.“ Ein Assessment Center gibt es bei Herges nicht, hier führt der Inhaber viele Gespräche und verlässt sich auf seine Menschenkenntnisse – und das funktioniert in der Regel gut. Das Leitmotto: Jedem eine Chance geben, vielleicht auch eine zweite, und möglichst keinen hinten runterfallen lassen.
Tradition der Offenheit
Offenheit gegenüber Menschen und Kulturen anderer Länder hat im Unternehmen eine lange Tradition. „Unsere Eltern haben uns das stets vorgelebt“, sagt Herges. So hatte bereits vor mehr als 40 Jahren der Vater der heutigen Geschäftsführer italienische Gastarbeiter, fast ausschließlich Sizilianer, in großer Zahl eingestellt. „Anfangs haben sie noch mit uns im gleichen Haus gelebt.“ Später kamen dann Türken, Osteuropäer und andere Menschen anderer Nationalitäten.
Aufgrund der Grenznähe gehörten stets auch französische Mitarbeiter dazu. „Das ändert sich leider“, sagt Herges, „da selbst die jungen Franzosen im Grenzgebiet kein Deutsch mehr lernen. Ohne die Sprachkenntnisse jedoch kann ich sie nicht einstellen – schade.“