Moderne Tarifpolitik

Wir sind ein wichtiger Teil der Sozialpartnerschaft

Der deutsche Weg der Sozialpartnerschaft, bei der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gemeinsamen Verhandlungen die Arbeitsbedingungen und Vergütungen in den Unternehmen festlegen, hat sich über viele Jahre als Erfolgsmodell bewährt. Dieses Vorgehen hat zu einem entscheidenden Teil zum Wohlstand in unserem Land beigetragen. Grundlage für diese Sozialpartnerschaft ist das Stinnes-Legien-Abkommen aus dem Jahr 1918 mit dem sich Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften gegenseitig als Verhandlungspartner anerkannt haben.

Im Rahmen der Tarifverhandlungen erarbeiten wir Tarifverträge, die unterschiedliche Aspekte des Arbeitslebens regeln. In ihnen sind nicht nur die Höhe des Entgeltes und der Ausbildungsvergütungen geregelt, sie legen auch Arbeitszeiten, Sonderzahlungen, Urlaube und sogar das Ausscheiden im Alter fest. All das sind wichtige Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit der saarländischen Unternehmen. Deshalb ist Tarifpolitik auch eine Kernaufgabe des Verbandes.

Der ME Saar führt als Arbeitgeberverband die Tarifverhandlungen für seine Mitgliedsfirmen mit der Gewerkschaft IG Metall. Er tut dies gemeinsam mit den Nachbarverbänden in Hessen und Rheinland-Pfalz in der Verhandlungsgemeinschaft "Mittelgruppe".

Der Verband stimmt die Ziele der Tarifrunde mit seinen Mitgliedsunternehmen ab und sorgt für ein gemeinsames Vorgehen während der Tarifauseinandersetzung – auch und gerade in einem Arbeitskampf. Dazu zählt unter anderem, dass Unternehmen nach dem Solidarprinzip eine Unterstützung erhalten, wenn sie im Rahmen eines Arbeitskampfes einen finanziellen Schaden erleiden.

Nach dem Tarifabschluss heißt es für die Betriebe, die Verhandlungsergebnisse umzusetzen. Bei der Anpassung der Abschlüsse an die betrieblichen Bedingungen stehen ihnen die Verbandsmitarbeiter mit dem nötigen Know-how zur Seite. Denn nur wer einen starken Berater an seiner Seite hat, erkennt und realisiert die Gestaltungsräume und Kostenvorteile, die ihm der Flächentarifvertrag bietet.

Unser Ziel ist eine innovative Tarifpolitik, die den Unternehmen mehr Spielraum für individuelle und betriebsnahe Regelungen ermöglicht. Solche Vereinbarungen markieren aus unserer Sicht den richtigen Weg zu einem modernen Flächentarifvertrag, der einerseits Konflikte aus den Unternehmen heraushält, andererseits aber mehr Flexibilität für individuelle Lösungen und schnelle Reaktionen auf die Erfordernisse des Marktes gewährleistet.

Tarifsammlung

Informationen zur aktuellen Tarifrunde

Tarif-Arbeitshilfen

 

Die Tarifverhandlung - ein Ritual mit Show-Effekt

Trillerpfeifen und rote Fahnen für eine Konsenslösung

Am Ende steht immer ein Kompromiss. Nicht immer ein Kompromiss, der beiden Seiten gleich gut gefällt, doch über die Jahre hinweg hat sich die Sozialpartnerschaft als die bestmögliche Lösung erwiesen, um Arbeitsbedingungen auszuhandeln.

Tarifverhandlungen sind immer von Bildern geprägt. Bildern von Demonstranten mit roten Fahnen, Bildern von Menschen mit Trillerpfeifen, Bildern von Gewerkschaftsvertretern auf einem Podium. Davor: Rote Schals, rote Mützen. Die Bilder der Tarifverhandlungen sind mächtig, sie erzeugen die Kampfstimmung, die eben auch Teil der Tarifverhandlungen ist. Gemeinsam sind wir stark, lautet das Motto. Die gefühlte Gemeinsamkeit hat noch einen Vorteil: Sie erlaubt es der Gewerkschaft, quasi im Vorübergehen auch noch neue Mitglieder zu werben. Sieh her, so das Signal, mit uns wirst Du siegen.

Was die Bilder angeht, ist die Gewerkschaft schon zu Beginn einer jeden Verhandlung Punktsieger. Arbeitgeber haben der Wirkmacht von Fahnen und Menschenmassen nichts entgegenzusetzen. Wer nun aber glaubt, dass dies ein bereits im Vorfeld entschiedener Wettstreit ist, irrt. Denn letztlich geht es bei Tarifverhandlungen nicht um den besseren öffentlichen Auftritt, um die besten Fernsehbilder oder um die kernigsten Parolen. Letztlich geht es um klare wirtschaftliche Fakten.

Deshalb findet der entscheidende Teil der Tarifverhandlungen abseits der Kameras statt. In den Verhandlungsräumen, wo die Vertreter von Gewerkschaft und Verband die Karten auf den Tisch legen und sehr genau austarieren, was wie verteilt werden kann.

Jetzt zählen harte Fakten: Wie wird sich die Konjunktur entwickeln, wie sind die Absatzmärkte, welche Aussichten hat die Branche wirklich. Und hier zeigt sich, dass sich so manche markige Forderung der Straße letztlich nicht realisieren lässt. Denn am Ende steht für beide Seiten immer ein Ziel: Die Unternehmen sollen sich langfristig im internationalen Wettbewerb behaupten können. Mitarbeiter sollen am Erfolg beteiligt werden, das ist unstrittig - doch gleichzeitig braucht das Unternehmen die nötigen Mittel, um investieren, Zukunftsfelder erforschen und neue Produkte an den Markt bringen zu können. Hier tragen beide Seiten eine große Verantwortung.

In der Vergangenheit gab es durchaus Situationen, in denen eine Seite die Schraube überdreht hat. Mit ihren 24-Stunden-Streiks hat die IG Metall 2018 ein neues Arbeitskampfmittel eingeführt, um den Druck in den Verhandlungen zu erhöhen. Das Ergebnis war ein Millionenschaden bei den Unternehmen - ohne signifikante Änderungen am Tarifvertrag. Der war auch so schon so ausgestaltet, dass die Unternehmen geschwächt in die Rezession gingen. In Folge ist es auch Aufgabe der Gewerkschaft, die Unternehmen durch entsprechende Zurückhaltung wieder zu stärken. Entlassungen oder Betriebsschließungen sind weder im Sinne der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer.

Trotz aller Rhetorik, trotz aller Drohgesten. Tarifverhandlungen sind nur dann erfolgreich, wenn am Ende Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam als Gewinner aus dem Raum gehen. Denn nur mit fairen Abschlüssen ist langfristiger Wohlstand gesichert. Insgesamt funktioniert das in unserer Sozialen Marktwirtschaft und seit dem Stinnes-Legien-Abkommen im Jahr 1918 recht gut. Wir sind überzeugt, dass es auch in der Zukunft so bleibt.