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Wenn das iPad den Block ersetzt
Digitalisierung in der Schule schafft neue Lernmöglichkeiten
Der Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes setzt sich seit Jahren für digitale Konzepte in der Schule ein. Unter anderem wurde der Bildungspreis der saarländischen Wirtschaft Schulprojekten gewidmet, die sich besonders dem digitalen Fortschritt widmen.
Vier saarländische Schulen sind mit dem Preis ausgezeichnet worden: Das Kaufmännische Berufsbildungszentrum (KBBZ) Halberg in Saarbrücken, die Gemeinschaftsschule Bellevue in Saarbrücken, die Geschwister-Scholl-Schule in Blieskastel sowie die Eichenlaubschule in Weiskirchen. Sie schaffen es, Kindern und Jugendlichen den souveränen Umgang mit digitaler Technik nahezubringen. Auch achten sie darauf, über Schulungen stets auf dem neuesten Stand des digitalen Lernens zu sein. So gelingt es, zeitgemäße Lehr- und Lernmethoden im Unterrichtsalltag zu verankern.
Seit Jahren beschäftigt Schulen und Lehrer die Frage, wie sich digitale Technik in den Unterricht integrieren lässt. Über den Digitalpakt Schule, der 2019 verabschiedet worden ist, stehen deutschlandweit 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung, mit denen die Schulen ins digitale Zeitalter überführt werden können.
Die Finanzierung von iPad und Laptops, die Einrichtung eines schulinternen W-Lan, das ist zwar schon ein guter Ansatz, reicht aber für ein Gesamtpaket nicht aus. Digitale Schule, das heißt vor allem ein durchdachtes Digitalkonzept, ein engagiertes Kollegium und Schulungsmaßnahmen, um die Lehrer für den neuen Unterricht auf den aktuellen Stand zu bringen.
Digitale Bildung ist nicht gleich digitale Bildung: Je nach Konzept stehen unterschiedliche Ziele im Fokus. So kann es darum gehen, den Schülern Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien und digitale Kompetenzen zu vermitteln. Es ist aber auch möglich, die digitalen Medien einzusetzen, um damit die erweiterten Möglichkeiten für das fachliche Lernen zu nutzen. Und es kann auch ein vollkommen neues Unterrichtskonzept mit Hilfe digitaler Medien verfolgt werden.
Genau diese Spannweite zeigt sich auch bei den saarländischen Schulen, die auf digitale Systeme im Unterricht setzen. So nutzt beispielsweise die Gemeinschaftsschule Eichenlaubschule in Weiskirchen die Technik, um die Medienkompetenz der Schüler zu erhöhen. Hier gehe es darum, zu vermitteln, wie über digitale Wege bestimmte Aufgaben gelöst werden könnten, sagt Lehrerin Anika Kirsch, die bei der Eichenlaubschule in Weiskirchen mitverantwortlich für die Digitalisierung ist. „Uns geht es um die sogenannten 4K für zeitgemäße Bildung: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken. Und all das verbunden mit digitalen Möglichkeiten.“ So könnte im Deutschunterricht die Aufgabe lauten, die Figuren einer Lektüre mit Hilfe neuer Medien zu charakterisieren. „Da können die unterschiedlichsten Ergebnisse entstehen: Ein Blog mit Interviews, ein Youtube-Film, oder ein Podcast“, sagt Kirsch.
Bei der Gemeinschaftsschule Bellevue in Saarbrücken nimmt digitales Lernen einen festen Platz im Unterricht ein. In einem Projekt der schuleigenen „Denkfabrik“, für das die Schule auch mit dem Bundespreis der Initiative SCHULEWIRTSCHAFT 2019 ausgezeichnet wurde, ergänzt Digitaltechnik das klassische Lernen: Schüler, die zuvor einen Workshop zum Thema Projektarbeit besucht haben, konnten dieses Wissen in einem „virtuellen Schulungsraum“ mittels Digitalbrille an Schüler in Niedersachsen und Karlsruhe weitergeben. Die VR-Brille ermöglichte es den Schülern sozusagen, den Raum zu überwinden und sich in einem virtuellen Raum zur gemeinsamen Projektarbeit zu treffen, obwohl sie physisch weit voneinander entfernt waren.
Ganz auf Digitalisierung setzt die iPad-Klasse des Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasiums (WWG) in Saarbrücken. Schulbücher, Notizen, Arbeitsblätter – all das liegt in digitaler Form vor. „Wenn wir digitalen Unterricht konsequent denken, verlässt der Lehrer zunehmend seine traditionelle Rolle, nämlich viele Schüler zur gleichen Zeit mit dem gleichen Stoff mit möglichst gleichem Lernergebnis zu unterrichten“, sagt Lehrer Holger Gentek. „Das Wissen erarbeiten sich die Schüler über die digitalen Angebote, die wir Lehrer für den Unterricht vorbereitet haben. Wir selbst nehmen dann eher die Rolle eines Coachs oder Begleiters ein, wenn es Fragen zum Stoff gibt.“
Torsten Becker von der Gemeinschaftsschule Bellevue siedelt die Verantwortung für die Digitalisierung auch bei den Lehrern an. „Wenn Lehrer keinen persönlichen Zugang zu Fragen und Herausforderungen unserer digitalen Welt entwickeln, werden sie das Thema auch nicht innovativ mit den Schülern erarbeiten können“, sagt er. Gerade hier zeigt sich laut Holger Gentek aber auch der Vorteil der iPad-Klasse: „Lehrer, die der zunehmenden Digitalisierung skeptisch gegenüberstehen und den klassischen Unterrichtsstil bevorzugen, werden durch die iPad-Klasse und die damit verbundene Begeisterung der Schüler oft positiv beeinflusst. Einige Vorteile sind schnell ausgemacht: Eine annähernd papierlose Arbeitsweise, ein übersichtliches und strukturiertes Ablagesystem, mehr Zeit für den einzelnen Schüler und dessen individuelle Förderung, Kenntniserwerb für ein Leben nach der Schule.