Jedes Unternehmen hat seine Geschichte(n)

Sie stehen für den größten Teil der deutschen Industrie, sind Jobmotor und Beschäftigungswunder: die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie. Sie und ihre Mitarbeiter sind das Herz der deutschen Wirtschaft.

Die Unternehmen der M+E-Branche sind als die deutsche Schlüsselindustrie Garant für den Wohlstand in unserem Land. Sie sind Ausbildungsbank und Ideenschmiede, schaffen Chancen und bieten Sicherheit.

Keine andere Branche in Deutschland hat eine vergleichbare Bedeutung für Wachstum und Wohlstand in unserem Land. Die M+E-Unternehmen produzieren Technik für die ganze Welt –Tag für Tag, mit hochmodernen, sicheren und gut bezahlten Arbeitsplätzen. Neun von zehn der 3,7 Millionen Arbeitsplätze der Branche in Deutschland sind unbefristete Vollzeitstellen. Wir sind stolz auf unsere Produkte, auf die Leistung unserer Mitarbeiter, auf den Ruf unserer Branche. Wer etwas leisten will, ist bei uns willkommen, egal wer, egal woher. Für uns ist Arbeit nicht nur unser täglich Brot - sie hält unseren Puls am Schlagen. Wir bejahen internationalen Wettbewerb, denn wir sind überzeugt, dass sich die Qualität unserer Produkte weltweit durchsetzt.

Auf diesen Seiten stellen wir Projekte und Entwicklungen aus Unternehmen unserer Branche im Saarland vor.

Einsatz für die Industriekultur

Markus Schreiner von der Firma Walor leitet mehrere Projekte am Weltkulturerbe der alten Völklinger Hütte

Wir schreiben das Jahr 1897: Das Stahlwerk in Völklingen blickt gerade einmal auf eine 26-jährige Geschichte zurück. Carl Röchling hatte Anfang der 1880er Jahre das zehn Jahre zuvor gegründete und wenig später wieder geschlossene Eisenwerk an der Saar gekauft und wenig später mit dem Bau eines Hochofens den Grundstein für die Blütezeit der Eisen- und Stahlherstellung in Völklingen gelegt. 1897 entstanden dann die Koksbatterie, die den Hochofen mit Koks versorgen sollte, sowie ein stählerner Kohleturm zur Lagerung der Kohle.

Ein Relikt aus alten Zeiten
„Heute ist der Kohleturm das älteste noch erhaltene Bauwerk der Völklinger Hütte“, sagt Ralf Beil. Er ist der Leiter der Völklinger Hütte und somit verantwortlich für den Erhalt des Industriedenkmals, das seit 1994 als Weltkulturerbe gilt. Der Kohleturm allerdings war schon lange, bevor das Eisenwerk 1986 geschlossen wurde, nur noch ein Relikt aus alten Zeiten. Die Kohle wurde längst in einem benachbarten Betonbunker gelagert – statt im Kohleturm zu landen, wurde sie über eine Umlenkstation weitergeleitet. Dass der Kohlebunker heute noch steht, hat wahrscheinlich praktische Gründe. Manchmal ist das Provisorium wie die Umlenkstation preiswerter als ein Abriss mit Neubau.

Blick in die industrielle Vergangenheit

Heute haben all diese Bauwerke nur noch museale Funktion, betont Beil. Und doch sind sie wichtige Zeitzeugen, denn sie erlauben einen Blick zurück in die industrielle Vergangenheit des Saarlandes. „Unserer Aufgabe ist es, diese Zeugen der Industriekultur zu erhalten“, sagt Beil. „Eine Jahrhundertaufgabe.“ Wie beim Kölner Dom gebe es eine Bauhütte mit Spezialisten, die im Wettlauf mit der Zeit gegen den ständigen Verfall arbeiten.

Schweizer Käse aus Stahl

Markus Schreiner ist einer derer, die bei dieser Jahrhundertaufgabe mithelfen. Der Projektleiter der Burbacher Firma Walor Stahlbau und Montage GmbH war schon bei zahlreichen Restaurierungsarbeiten an der alten Hütte beteiligt. Aktuell geht es darum, die Umlenkstation zu sanieren, die auf einer mittlerweile recht maroden Stahlkonstruktion ruht. „Die Stützen gleichen mittlerweile einem Schweizer Käse“, sagt Schreiner über die tonnenschwere Konstruktion. Und die Sanierung ist nicht trivial: Die Umlenkstation ist über den Kohleturm gebaut ­– brechen die Stahlstützen, könnte der historische Turm Schaden nehmen. Also muss der über 30 Tonnen schwere obere Teil von den Stützen getrennt und abgehoben werden. Am Boden wird er dann saniert und anschließend auf neue Stahlstützen wieder aufgesetzt.

Altes erhalten und mit Neuem stabilisieren

Die Firma Walor ist Dauergast in der Völklinger Hütte. Sie war bereits an vielen Projekten beteiligt, sagt Geschäftsführerin Christine Simon. Das umfangreichste Projekt war vor einigen Jahren die Instandsetzung der Trockengasanlage, an der mehrere Firmen beteiligt waren. Ein Projekt, das zwingend ausgeführt werden musste, sollte der Welterbe-Status der Völklinger Hütte nicht verloren gehen.
Wie bei den großen Kathedralen geht es auch bei der Restaurierung der Völklinger Hütte darum, Altes zu erhalten und mit Neuem zu stabilisieren. „Wir könnten die Teile natürlich einfach auch komplett durch neue Elemente ersetzen, aber darum geht es nicht“, sagt Schreiner. Und so ist es auch die Vorgabe bei der Kohleumlenkstation, so viel Altes wie möglich zu bewahren. „Wir werden nun einen stabilen Unterbau errichten, der weitgehend verborgen bleibt, und auf den dann die alte, sanierte Umlenkstation montiert wird“, sagt Schreiner. Manchmal ist aber auch der Neubau unumgänglich, wenn der Verfall zu weit fortgeschritten ist. Dann gehe es darum, dass sich das Neue möglichst gut in den Bestand einfügt. „Es gibt dafür Speziallacke, bei denen die Außenschicht rostet, so dass die Optik erhalten bleibt.“

Spezielle Regeln für alten Stahl

Überhaupt gelten beim Arbeiten mit dem alten Stahl besondere Regeln: Hier sind nur mechanische Verbindungen möglich. Schweißen verbietet sich – der Kohlestoffgehalt im Stahl war vor hundert Jahren so verschieden von heutigen Stählen, dass keine stabilen Schweißverbindungen möglich sind. „Deshalb setzen wir hier auf Schraub-Lösungen“, sagt Schreiner.
Die besondere Herausforderung bei dem aktuellen Projekt ist der Zeitdruck: Innerhalb von nur 3 Monaten sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Sechs Mitarbeiter von Walor sind allein an diesem Projekt beschäftigt, von 15 Walor-Mitarbeitern die aktuell im Weltkulturerbe aktiv sind. Viel Zeit nach hinten haben sie nicht. Auch die anderen Arbeiten müssen bis zum Ende der Förderperiode abgeschlossen sein. Und die endet schon vier Wochen nach der geplanten Montage.
Wie es dann in Zukunft weitergeht, ist vorerst offen, aber Hütten-Chef Beil plant schon für die kommenden Jahre. Vom Bund stehen für die nächsten fünf Jahre bereits 2,5 Millionen Euro pro Jahr als Sockelbetrag zur Verfügung, Beil rechnet damit, dass gut das Dreifache nötig ist, um alle nötigen Arbeiten zu erledigen. Für die Stahlbau-Spezialisten aus Burbach gibt es also in jedem Fall noch einiges zu tun.