Mainz Die erste Verhandlungsrunde der Metall- und Elektroindustrie des Bezirks Mitte fand heute bedingt durch die Corona-Pandemie nur in kleiner Runde und als Hybrid-Veranstaltung statt. Gut zwei Stunden tauschten sich IG Metall und Arbeitgebervertreter aus dem Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz in Mainz aus. Die Auftaktverhandlungen für einen Tarifvertrag für insgesamt rund 380.000 Beschäftigte des Bezirks M+E MITTE, rund 50.000 davon im Saarland, blieben erwartungsgemäß ohne Ergebnis. Beide Parteien setzen die Verhandlungen am 27. Januar fort.
Die Arbeitgeberseite hat angesichts der Gewerkschaftsforderung von vier Prozent mehr Entgelt mehr Realitätssinn gefordert. Die Wirtschaftslage sei höchst angespannt, sagt ME-Saar-Hauptgeschäftsführer Martin Schlechter. "Wir sehen den größten Einbruch der Produktion in der Nachkriegszeit."
Die harten Fakten der M+E-Industrie sprechen für sich: Mindestens 15 Prozent weniger in der Produktion gegenüber Vorjahr, die Auftragseingänge sind in den ersten Monaten der Corona-Pandemie um 43 Prozent eingebrochen, in der zweiten Jahreshälfte hat es sich wieder etwas verbessert ohne die gerissenen Lücken aufzufüllen. Leider haben sich die Geschäftsaussichten durch die weltweit immer wieder aufflackernden Infektionswellen erneut verschlechtert - auch in vielen wichtigen Kundenmärkten. Die Produktivität ist um sieben Prozent deutlich gesunken, die Lohnstückkosten sind um elf Prozent gestiegen.
„Wir dürfen die Mehrzahl der Betriebe beim Entgelt nicht durch den Abschluss überfordern", sagte der Verhandlungsführer von M+E MITTE, Johannes Heger. Der Geschäftsführer der Heger-Gruppe im pfälzischen Enkenbach-Alsenborn betonte, dass die Einbrüche in den M+E-Branchen von minus neun Prozent in der Produktion bei Elektrotechnik bis minus 30 Prozent in der Autoindustrie reichen. "Die Tarifpartner müssen eine Lösung finden, die dieser Spreizung Rechnung trägt und den Betriebsparteien darüber hinaus Möglichkeiten zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft bietet“, sagte er. Das sieht ME-Saar-Geschäftsführer Schlechter genauso: "Aktuell sehen wir schlicht keinen Verteilungsspielraum."
Heger: "Die Unternehmen versuchen, ihre Belegschaften möglichst komplett an Bord zu halten, obwohl der Druck im erneuten Lockdown zunimmt. Gleichzeitig müssen die Unternehmen wegen des Strukturwandels den Weg für Investitionen in ihre Zukunft frei machen. In dieser schwierigen Gemengelage brauchen wir einen Tarifabschluss, der zumindest 2021 keine neuen Kostenbelastungen bringt, Möglichkeiten zur Kostenentlastung schafft und den Unternehmen einen Instrumentenkoffer an die Hand gibt, auf den die Betriebsparteien bei der Umstellung auf digitale und klimaneutrale Produktionsprozesse zurückgreifen können. Das stellt den Flächentarifvertrag und die Tarifpartner vor eine Bewährungsprobe.“
Denn neben der Corona-Pandemie sehen die Unternehmen bereits seit Anfang 2019 rückläufige Produktionszahlen und sinkende Umsätze. Gleichzeitig müssen sie aber in Zukunftstechnik investieren. "Dieser Mix aus Strukturwandel, Rezession und Corona belastet die Unternehmen", sagt Schlechter. "In Zeiten, in denen nichts verdient wird, können wir auch nichts verteilen", sagt er.
Vordringliches Ziel beider Seiten müsse jetzt sein, die deutsche M+E-Branche zügig wieder auf Spur zu bringen. Dazu gehöre auch, sie international wieder wettbewerbsfähig zu machen. Das funktioniere aber nur, wenn Arbeit wieder günstiger und die Lohnstückkosten wieder auf internationales Niveau sinken.
Von Wachstum kann laut Schlechter erst dann wieder die Rede sein, wenn die M+E-Industrie das Niveau von Ende 2018 erreicht. "Wann wir dieses Niveau erreichen, ist noch vollkommen offen. Wir gehen davon aus, dass dies noch Jahre dauern wird.
Schlechter ruft die IG Metall deshalb auf, gemeinsam mit den Arbeitgebern dafür zu kämpfen, dass die Industrie international wieder wettbewerbsfähig und erfolgreich wird. Dann könne auch wieder verteilt werden. Die Arbeit weiter zu verteuern, sei dagegen der falsche Weg.
Die “Verhandlungsgemeinschaft M+E MITTE”
M+E Mitte spricht und handelt in Tarifverhandlungen für die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie Hessens (HESSENMETALL), der Pfalz (PFALZMETALL), Rheinland-Rheinhessens (vem.die arbeitgeber) und des Saarlandes (ME Saar). In den drei Bundesländern umfasst die M+E-Industrie rund 1.400 Unternehmen mit 380.000 Beschäftigten“. M+E MITTE verhandelt mit der IG Metall Bezirksleitung Mitte.
Infos an:
Joachim Wollschläger
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