Saarbrücken/Mainz. Die Arbeitgeberverbände der Tarifgemeinschaft M+E MITTE haben heute in Mainz die Verhandlungen mit der IG Metall für die 380.000 Beschäftigten der Metall- und Elektro-Industrie im Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen fortgesetzt. Trotz intensiver Gespräche haben beide Seiten noch keine Einigung erzielt. Ein neuer Gesprächstermin wird gesucht.
Verhandlungsführer Johannes Heger machte deutlich: „Der Herausforderungs-Mix aus Strukturwandel, Rezession und krisenverschärfender Pandemie stellt den Flächentarifvertrag vor eine entscheidende Bewährungsprobe.“ Er betonte, dass es den Arbeitgebern um die Sicherung der Unternehmen und der Arbeitsplätze gehe. „Nur wenn die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten und sichergestellt ist, dass sie ausreichend Liquidität haben und in der Lage sind, in die Zukunft zu investieren, können sie die Arbeitsplätze sichern und erhalten.“
Heger erläuterte noch einmal das in der 3. Tarifverhandlung vorgelegte Strukturangebot, das „durchaus ein Risiko für die Unternehmen darstellt“ angesichts des historischen Einbruchs der Produktion und der Pandemie-Folgen, einer weiterhin unsicheren Ausgangssituation durch Mutationen, wackligen Lieferketten und Erschwernissen für Grenzpendler an der deutsch-französischen Grenze. „Unsere Unternehmen brauchen das Jahr 2021 ohne Kostensteigerungen, um sich aus der Krise herauszuarbeiten. Für 2022 haben wir angeboten, über Einkommenserhöhungen in Form einer Einmalzahlung im 1. Halbjahr und einer Entgelterhöhung im 2. Halbjahr zu verhandeln.“ Das durchschnittliche Jahresentgelt in der M+E Industrie in den drei Bundesländern liegt bei 58.000 Euro. Zwischen 2018 und 2020 ist es inklusive aller Vereinbarungen um 8,3 Prozent gestiegen. Heger hält in der jetzigen Krisensituation insofern den Verzicht auf eine weitere Einkommenssteigerung 2021 für verkraftbar.
Martin Schlechter, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (ME Saar) betonte, dass das Angebot an eine automatische Differenzierung gekoppelt ist. „Wir brauchen im Flächentarifvertrag eine Differenzierungslösung, die der enormen Spreizung unserer Branche Rechnung trägt“, sagte Schlechter. Unternehmen, die in Schieflage geraten, sollen anhand vorher definierter Kennzahlen von dem Flächentarifvertrag abweichen können. „Aktuell ist es so, dass die Unternehmen in solchen Fällen in aufwändige und teure Verhandlungsprozesse mit der Gewerkschaft eintreten müssen. Und das mit mehr als ungewissem Ausgang. Das ist auf Dauer nicht zielführend.“
Die Verknüpfung einer Entgelterhöhung mit einer dauerhaften, automatischen Differenzierung hält Heger für die entscheidende Bewährungsprobe für den Tarifvertrag: „Nie war die betriebsspezifische Spreizung so nachhaltig und deutlich, wie jetzt. Das muss sich in unserem Abschluss niederschlagen.“
Der Verhandlungsführer betont, dass zwar bislang erst zwölf Prozent der Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen hätten, „aber der Druck in den Betrieben wächst.“ Deshalb müssten die Parteien zügig zu einem Abschluss kommen. „Warnstreiks bringen dagegen keine Lösung“, sagt Heger.
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