Presse-Informationen zur Tarifrunde

Martin Schlechter: „Angesichts der Herausforderungen durch Strukturwandel, Digitalisierung und der Corona-Pandemie brauchen die M+E-Unternehmen Planungssicherheit statt Kostensteigerungen und Komplexität.“

Mögliche Lösungen in schwierigen Zeiten zu erwarten

Saarbrücken/Darmstadt. Die erste Tarifverhandlung zwischen der Verhandlungsgemeinschaft M+E Mitte und der IG Metall Bezirk Mitte für die rund 400.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie (M+E-Industrie) im Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen endete am Freitag erwartungsgemäß noch ohne Ergebnis. Die vier in M+E MITTE zusammengeschlossenen Arbeitgeberverbände und die IG Metall erörterten mögliche Lösungen in dieser außergewöhnlich schwierigen wirtschaftlichen Lage: Zum einen befinden sich die M+E-Unternehmen mitten in einem mehrjährigen Strukturwandel, zum andern wird die aktuelle Konjunkturkrise länger dauern. Außerdem wird die Corona-Pandemie zu erheblichen Ausfällen in Wertschöpfungs- und Lieferketten und Umsatzeinbußen führen.  

„Angesichts einer möglichen Erosion des Standorts brauchen unsere Unternehmen einen maßvollen, anwendungsfreundlichen und auf eine mehrjährige Laufzeit angelegten Tarifabschluss. Nur so erhalten sie Planungssicherheit und genügend Raum für zukunftssichernde Investitionen in Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, digitale Transformation und alternative mobile Antriebe. Dies sind wichtige Bausteine für Unternehmenssicherung und damit auch Beschäftigungssicherung. Was sie nicht brauchen sind Kostensteigerungen und Komplexität“, sagte ME-Saar-Hauptgeschäftsführer Martin Schlechter.

Bereits im Vorfeld dieser ersten Tarifverhandlung hatten sich die Sozialpartner zu ersten Sondierungsgesprächen getroffen, in denen sie die vielfältigen Herausforderungen und Risiken besprochen haben, vor denen die Branche steht. Die erste Verhandlungsrunde fand „in konstruktiver Atmosphäre“ statt.

Die Arbeitgeberseite skizzierte im Gespräch mit der IG Metall die ausgesprochen schwierige Lage der M+E-Unternehmen angesichts des Strukturwandels der Industrie sowie der bevorstehenden Rezession – die Coronavirus-Pandemie macht jede Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung in diesem Jahr zunichte. Die Produktion in der deutschen M+E-Industrie lag 2019 um 5,2 Prozent unter dem Vorjahreswert; in der Schlüsselindustrie Automotive sogar um 11,6 Prozent. Rückgänge verzeichneten auch die Elektro-Industrie, die Hersteller von Metallerzeugnissen und der Maschinenbau. Der Auftragseingang war um 6,2 Prozent rückläufig. Die Beschäftigung sinkt seit Mai 2019 stetig – monatlich deutschlandweit um etwa 3.000 Arbeitsplätze.
Diese Rezession wird nach Einschätzung der Unternehmen über 2020 hinaus anhalten – und sich mit den unkalkulierbaren Folgen des Coronavirus weiter verschärfen. Besonders kritisch an dieser wirtschaftlichen Entwicklung ist, dass die Unternehmen ihre Investitionen im Strukturwandel erhöhen müssen, wenn sie den Anschluss an die Entwicklung der Industrie nicht verlieren wollen.

„Der Einbruch der Konjunktur hat unser Kostenproblem erheblich verschärft: Während die Arbeitskosten 2019 noch einmal deutlich um fast 3,5 Prozent gestiegen sind, ist die Produktivität in der M+E-Industrie um 4,5 Prozent eingebrochen. Die Folge ist ein Anstieg der Lohnstückkosten um gut acht Prozent. Keine Frage: Das belastet die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer M+E-Unternehmen ganz erheblich“, sagte Schlechter.

Zum Stand der Verhandlungen sagte Schlechter, dass bei den meisten Themen noch sehr unterschiedliche Auffassungen bestehen. Die IG Metall werde sich entscheiden müssen, ob sie in Richtung Mindeststandards denke und damit dem Flächentarifvertrag eine echte Zukunft beschere, oder ob sie ihre rechtlich und verbandspolitisch unerfüllbaren Forderungen nach Eingriffen in die unternehmerische Freiheit aufrechterhalte. „Das würde die angestrebte Kompromissfindung bis Ostern äußerst schwierig machen", sagte Schlechter. Dabei hätten die Arbeitgeber mit der Vereinbarung von Pforzheim schon 2004 einen gangbaren Weg der Standortsicherung tarifiert, auf dessen Prinzipien man gut zurückgreifen könne.

Die zweite Tarifverhandlung für den Tarifbezirk Mitte wurde auf den 3. April festgesetzt.


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